Keine Panik vor der ersten Ausbildungsmesse

Du möchtest das erste Mal eine Ausbildungsmesse besuchen? Lese die Tipps zum Autreten auf einer Ausbildungsmesse.

Autreten auf einer Ausbildungsmesse

Die meisten Abiturienten und Schulabgänger hatten - bis auf die Schulpraktika - noch keine Berührungspunkte mit der großen Arbeitswelt - der Industrie und Wirtschaft. Verständlich, wenn da bei den meisten ein großes Fragezeichen ins Gesicht geschrieben steht, wenn sie die erste Ausbildungsmesse besuchen. Fragen wie: Wie trete ich auf einer Jobmesse auf? Wie präsentiere ich mich richtig? Was ziehe ich an? Wie kann ich mich vorbereiten? Wie nehme ich Kontakt auf und brauche ich meine Bewerbungsunterlagen? tauchen dabei auf. Keine Panik - mit unseren Tipps und Erfahrungen möchten wir euch das nötige Rüstzeug für einen erfolgreichen ersten Kontakt mit der großen Arbeitswelt geben.

Vorbereitung und Auftreten auf einer Ausbildungsmesse

Immer wieder werde ich gefragt, woher ich meine Erfahrung über Themen rund um den Berufseinstieg und in diesem Artikel über das Auftreten auf einer Ausbildungsmesse oder Kontaktmesse beziehe. Nun von 1996 bis 2008 habe ich an zahlreichen Ausbildungsmesse deutschlandweit teilgenommen und glaube mir, ich kenne alle Fassetten von Bewerber- und Unternehmensverhaltensweisen.

Daher möchte ich auch nicht nur schreiben, was richtig und was falsch ist, denn eigentlich kannst du nichts falsch machen, wenn du an das richtige Unternehmen, an den richtigen Ansprechpartner gerätst. Vielmehr möchte ich ein wenig meine persönliche Meinung bekannt geben.

Beginnen wir mit dem Auftreten auf einer Ausbildungsmesse. Eigentlich sollte man erwarten, das Bewerber wissen, warum sie auf eine Messe gehen. Aber weit gefehlt, viele schleichen durch die Gänge und wissen nicht was sie machen sollen. Nun ich verrate es dir gerne: Ausbildungsmessen sind dafür da, dass du erste Kontakte zu Unternehmen knüpfst, nicht mehr und nicht weniger. Wer allerdings meint, er würde mit einem Jobangebot aus einer Kontaktmesse herauskommen, der irrt leider.

Wenn du demnächst eine Ausbildungsmesse besuchst, schraube bitte deine Erwartungen herunter. Wie überall gilt auch hier der erste Eindruck »Kleider machen Leute«! Es sollten nicht grade die älteste Jeans oder der hässlichste Pullover sein. Zu aufgedonnert bewirkt ebenfalls das Gegenteil - sauber, ordentlich und dem Anlass entsprechend wäre genau richtig.

Im Vorfeld ist es ratsam, sich auf der Homepage des Messeveranstalters zu informieren, welche Unternehmen auf der Messe vertreten sind. Dann notiere dir bitte die Unternehmen, die dich sehr interessieren (das sind dann meistens auch die großen Firmen) und die, die dich eigentlich überhaupt nicht interessieren! Warum? Damit du üben kannst und zwar an den für dich nicht interessanten Unternehmen. Du kennst ja den Spruch: »Übung macht den Meister«. Du wirst sehen, dass nach den ersten uninteressanten Unternehmen, die du besucht hast, die Fragen, die dir gestellt werden, in der Regel immer die gleichen sind. Je mehr du geübt bist, desto besser und ausgefeilter werden deine Antworten und um so sicherer wird dein Auftreten. Nun bist du für die wirklich interessanten Unternehmen bestens gewappnet.

Achtung: Diesen Tipp gebe ich auf jeder Messe, jedem Vortrag, den ich halte und werde dafür oft belächelt. Im Nachgang habe ich von Messebesuchern erfahren, dass sie bei einem »uninteressanten« Unternehmen angefangen habe. Komisch! Aber eigentlich wollten die Bewerber gar nichts vom Unternehmen, außer üben, man war locker, man hatte keine Erwartung, das Unternehmen war doch nicht so uninteressant, wie man erwartet hatte und dann kam eines zum anderen.

Wenn du jetzt schon fast beim Unternehmen bist, bitte, bitte, gehe nicht einfach so zum Stand und frage: »Haben Sie einen Job?«. Aus Erfahrung kann ich dir sagen, auf diese Frage reagieren Personalverantwortliche ein wenig allergisch. Verständlich, denn diese Frage suggeriert beim Personaler - mich interessiert nicht was ihr macht - mich interessiert auch nicht wo ihr was macht - mich interessiert nur, könnt ihr mein Gehalt bezahlen - Punkt. Würdest du so einen Mitarbeiter einstellen? Hoffentlich nicht!

Einen Tipp habe ich noch: Renne bitte nicht blindlings zu einem Unternehmen, stelle dich erst neben den Stand und hören zu, wie sich deine Bewerbungsmitstreiter blamieren. Du hörst sehr schnell heraus, auf welchen Fragen Personalverantwortliche reagieren und welche Fragen sie eher langweilen.

Apropos: Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen einem Gespräch auf einer Ausbildungsmesse und einem Vorstellungsgespräch? Im Prinzip ist es das gleiche - daher auch die gleiche Vorbereitung mit den jeweiligen Firmenhomepages - aber eine Messe hat einen entscheidenden Vorteil. Während du dir in einem Vorstellungsgespräch deinen Gesprächspartner nicht aussuchen kannst, stehen auf den Messeständen immer mehrere Ansprechpartner herum. Sprich, nachdem du eine Weile zugehört hast, den Ansprechpartner an, der dir am sympathischsten erscheint. Die Macht der Sympathie solltest du auf keinen Fall unterschätzen.

Nun, die ersten Schritte hast du gemacht:

- Homepage des Messeveranstalters durchgearbeitet und über interessante Unternehmen informiert
- gut gekleidet (Kaugummi raus aus dem Mund!)
- Gespräche belauscht
- Sympathieträger gefunden

Du hattest ein gutes Gespräch mit dem Unternehmen, versuche jetzt nicht mit aller Gewalt deine Bewerbungsunterlagen zu hinterlegen, die sind meist sowieso nicht auf das Unternehmen ausgelegt. Die meisten Unternehmen werden dich eh auf das »tolle« Bewerbungsmanagementsystem des Unternehmens lotsen. Viel wichtiger ist die Visitenkarte, die man dir eventuell übergeben wird. Mit der Visitenkarte signalisiert der Personalverantwortliche, dass du zumindest nicht uninteressant bist und dieser auch eine gewisse Position bekleidet, sonst hätte man dich wieder - du weißt schon - zum »tollen« Bewerbermanagementsystem geschickt. Aber was machen du nun mit der Visitenkarte? Nach so vielen Jahren hat mir bisher noch kein Bewerber eine Antwort geben können. Natürlich schickst du nicht gleich deine Bewerbung dorthin, denn diese musst du erst auf das Unternehmen und das Gespräch zuschneiden und das benötigt seine Zeit. Nein, im ersten Schritt bedankst du sich lediglich für das informative Gespräch und natürlich wirst du in Kürze deine optimierte Bewerbungsunterlagen zusenden. Denke an das, was ich dir weiter oben versucht habe zu vermitteln - Personalverantwortliche sind auch nur Menschen - und kaum ein Bewerber kommt auf die Idee sich für ein Gespräch zu bedanken - ja, diesen Bewerber muss ich mir merken, denn dieser ist höflich!

Die richtige Gesprächsführung auf einer Jobmesse

Die Vorstellungsrunde am Messestand eines Unternehmens ist durch und nun? Ein geeignetes Gesprächsthema mit einer völlig fremden Person zu finden ist schwierig, aber nicht unmöglich. Es bleibt dir nichts anderes übrig, als sich langsam an deinen Gegenüber heranzutasten. Sei du selbst, sich zu verstellen hat keinen Sinn, du würdest dich möglicherweise verhaspeln und damit Unsicherheit zeigen. Versuche weder zu forsch noch zu zurückhaltend an das Gespräch heranzugehen. Übe dein Gesprächsverhalten im Vorfeld mit Freunden und Verwandten und bewerte dich kritisch. Im Gespräch geht es jetzt darum ein gesundes Mittelmaß zwischen Belanglosigkeit und Preisgabe des Privatlebens bzw. Berührung konfliktreicher Fragen zu finden. Reden und Zuhören, Nachfragen und Interessantes merken (gerne auch kurz notieren, um eventuell nochmals nachhaken zu können) ein Hin und Her zwischen dir und deinem Gesprächspartner. Und eins noch - den Gesprächspartner immer ausreden lassen. Welche Themen könnten den Gesprächseinstieg erleichtern? Zunächst einmal bist du ja auf einer Jobmesse und könntest dich z.B. über die tolle Atmosphäre auf der Messe, eines besuchten Vortrages und das schöne Wetter unterhalten. Du wirst sehen, das Gespräch wird zum Selbstläufer und wenn nicht? Die meisten Personaler kennen die Situation und können sich in dich hineinversetzen. Diese werden versuchen, dich an entsprechender Stelle abzuholen und das Gespräch auffangen. Also keine Angst, es wird dir niemand den Kopf abreißen.

Pluspunkte kannst du sammeln, wenn du dich schon im Vorfeld mit dem Wunschunternehmen befasst haben - du weißt, was diese machen und vielleicht an welchem Projekt gerade gearbeitet wird (Wirtschaftsteil der Tageszeitung). Das zeigt echtes Interesse am Unternehmen und da sind eventuelle Unsicherheit zu Anfang des Gespräches schnell vergessen.

Fazit

Sei du selbst, nett und freundlich - ohne sich zu verstellen. Nach der Begrüßung, zunächst einmal mit unverfänglichen Themen ins Gespräch einsteigen, um dann zum eigentlichen wichtigen Gespräch umzuschwenken. Und nicht vergessen: Personalverantwortliche sind auch nur Menschen und die werden dir sicherlich zur Seite stehen und nicht den Kopf abreißen, wenn du ins stottern kommst.